Zur entspannten Gesprächsrunde trifft sich Stefan B. Westphal vom Wochenspiegel mit außergewöhnlichen Menschen der Region – diesmal bei DOGS-Coach Carola Schulze und ihrem Hovawartrüden Tommy in Köthen.
Warum fasst man den Entschluss
Eigentlich bin ich mehr ein Berater für den Menschen. Ich zeige ihm, wie er eine gute Beziehung zu seinem Hund aufbauen kann. Trotzdem nennen wir uns bei Martin Rütter DOGS-Coach.
Aber zurück zu Ihrer Frage. Ich hatte mir 2005 einen lang gehegten Wunsch erfüllt und mir einen Hund als Welpen zugelegt. Damals ahnte ich noch nicht, dass Tommy, mein heute elfjähriger Hovawartrüde, mein Leben komplett umkrempeln wird.
Ich wollte von Anfang an alles richtig machen. Also habe ich jede Menge Fachliteratur verschlungen, mit Tommy die Welpenstunde besucht und später dreimal pro Woche den Hundeplatz. Trotz allem wollte es nicht so klappen. Ausgerechnet mein Traumhund entwickelte Verhaltensweisen, die ich nicht beherrschen konnte. Er bellte Besucher bei uns zu Hause an. Auch Radfahrer und andere Hunde mochte er gar nicht. Ich war verzweifelt und suchte Rat. Bei meiner Suche stieß ich auf Martin Rütter und seine Trainingsphilosophie. Wie er die Sache anging, machte für mich irgendwie Sinn. Ich habe mir das Zentrum für Menschen mit Hund vor Ort im 500 Kilometer entfernten Erfstadt angeschaut und war sofort begeistert. Nun musste ich nur noch meinen Mann überzeugen und meinen gut bezahlten Behördenjob aufgeben. Ich entschloss mich, als Franchisepartnerin von Martin Rütter in Köthen ein Zentrum für Menschen mit Hund aufzubauen und bewarb mich um die Ausbildung.
Im Nachhinein betrachtet, war es das Beste, was mir passieren konnte und genau die richtige berufliche Entscheidung. Ich bin meiner Familie noch heute unendlich dankbar, dass sie mich während der Ausbildung so toll unterstützt haben.
Und mit Tommy wurde es auch von Tag zu Tag besser. Dass er mal so ein Wildfang war
Gibt es böse Hunderassen?
Nein. Natürlich sind bestimmte Rassen z. B. für den Hundekampf gezüchtet worden und haben mehr Beißkraft als andere Hunde. Man sollte schon schauen, zu welchem Zweck die Hunde früher gezüchtet worden sind. Sollten sie eine Schafherde beisammenhalten und verteidigen, niemanden auf den Hof lassen oder als Jagdhelfer dienen? Wenn man weiß, was in den Hunden vorgeht, kann man mit jedem Hund entspannt zusammenleben. Mit Sitz, Platz und Fuß ist es dabei aber nicht getan. Man muss an sich selber arbeiten, damit der Vierbeiner weiß, was sein Mensch von ihm will. Die meisten Probleme ergeben sich aus Missverständnissen in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Das habe ich mit meinem Tommy am eigenen Leib erfahren. Die Erfolge stellen sich auch nicht sofort ein. Bis Tommy so entspannt wie heute war, hat es schon ein, zwei Jahre gedauert. Das Ganze ist ein Prozess, in dem beide Seiten voneinander lernen können.
Die Hunde machen aus ihrer Sicht ja nichts falsch, wenn sie Radfahrer oder Jogger verfolgen und vermeintliche Eindringlinge anbellen.
Wie oft ärgern Sie sich über Hundebesitzer und was halten Sie von einem Hundeführerschein?
Das kommt schon ab und zu vor. Ich ärgere mich über die Rücksichtlosigkeit mancher Hundehalter, die ihr Tier frei laufen lassen, ohne dass das Rückrufen funktioniert. Genauso sauer reagiere ich, wenn Hinterlassenschaften des Vierbeiners im Park oder auf dem Gehweg wissentlich nicht beseitigt werden.
Ich würde es super finden, wenn sich Leute vor der Anschaffung eines Hundes umfassend über die Eigenschaften der verschiedenen Rassen informieren und über alle Fragen rund um Anatomie, Körpersprache, Nahrung, Erziehung, Kosten etc. geschult würden. Die Schweiz macht das schon.
Gibt es Orte, wo Ihrer Meinung nach ein Hund nicht hingehört?
Wenn der Hund sich in der Öffentlichkeit so bewegt, dass er niemanden belästigt und Hunde erlaubt sind, finde ich es auch im Restaurant oder im Büro in Ordnung. Für Hunde ist es das Größte, wenn sie mit ihren Menschen zusammen sein dürfen. Es gibt ja schon ganz viele Firmen, in denen die Beschäftigten ihre Vierbeiner mitbringen dürfen. Das wirkt sich äußerst positiv auf das Betriebsklima aus.
Im Klinikum Berlin-Lichtenberg gibt es sogar einen Chefarzt, der gemeinsam mit seinem Hund auf Visite geht. Dr. Eric Hilf und ich sind gerade dabei, Border Collie Lewis zu einem Therapiehund auszubilden. Lewis ist Berlins erster Therapiehund, der auf einer Krankenhausstation zum Einsatz kommt. Dr. Hilf leitet die Geriatrie und verspricht sich von seinem vierbeinigen Therapeuten gerade bei älteren Menschen Erfolge. Ein Tier kann viel besser zu ihnen vordringen und sie motivieren, mehr am Leben teilzunehmen.
Lewis macht dabei schon sehr gute Fortschritte. Er ist erst sechs Monate alt und natürlich der Liebling auf der Station. Er hat gelernt
Haben Sie einen Standardtipp für unsere Leser mit Hund?
Der Mensch sollte alle wichtigen Entscheidungen für den Hund treffen und die entsprechenden Signale geben. Wenn Herrchen oder Frauchen ernst genommen werden wollen, sollten sie u. a. entscheiden, wann der Hund gestreichelt wird, ob er auf dem Sofa Platz nehmen darf und wann es Futter gibt. Zuerst durch die Tür zu gehen und nach dem Rechten zu schauen, signalisiert dem Hund, mein Herrchen oder Frauchen hat alles im Griff.
Zur Person:
Carola Schulze – 1967 in Köthen geboren – verheiratet, zwei erwachsene Kinder – Studium Wirtschaftsingenieurwesen – Tätigkeit im öffentlichen Dienst – Ausbildung zur Hundetrainerin – seit neun Jahren selbstständig – tätig an zwei Standorten mit Zentren für Mensch und Hund in Köthen und Berlin – bildet auch Diabetikerwarnhunde aus – Hobbys: Musik, Violine, Gesangsgruppe „Rotkehlchen“
Quelle: wochenspiegel-web.de